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Gerhard Altenbourg - Melancholie und Poesie

Werke aus dem Berliner Kupferstichkabinett
Vogelflug landeinwärts
Vogelflug landeinwärts
1955 Aquarell, Chinesische Tusche, Kreide auf Papier, 32 x 20 cm bez. unten rechts: GA 55; verso: Titel; WVZ 55/18
Stalins Geburtstag
Stalins Geburtstag
1950 Litho-Kreide auf Papier, 61 x 51,5 cm bez. unten links: Titel, GSt (1949/50); WVZ 50/63
Flottenversteck
Flottenversteck
1955 Aquarell, Chinesische Tusche, Stabilo auf Papier, 32 x 61,5 cm bez. unten links: Titel, GA 55 Okt.; WVZ 55/68

Durch die Erwerbung der deutsch–schwedischen Privatsammlung Walter mit Werken von Gerhard Altenbourg im Sommer 2014 ist das Berliner Kupferstichkabinett in der Lage, zusammen mit dem zuvor erworbenen eigenen Bestand an Zeichnungen, Druckgraphik und illustrierten Büchern eine repräsentative Werkschau dieses bedeutenden und eigenwilligen Zeichners der deutschen Nachkriegskunst zu gestalten und anzubieten.

Der bis zu seinem Unfalltod Ende 1989 im thüringischen Altenburg ansässige Künstler musste seine künstlerische Eigenart unter vielen Opfern gegen die in der DDR herrschende kulturpolitische Doktrin durchsetzen. Als siebzehnjähriger Wehrmachtssoldat mit dem grauenhaften Geschehen im Zweiten Weltkrieg konfrontiert, formte sich damals sein desillusioniertes Menschenbild, das zur Gestaltung sozialistischer Helden nicht taugte. Zudem war der Künstler durch seine Verbindung zu westdeutschen Kunsthändlern (Galerie Springer, Berlin, und Galerie Brusberg, Hannover/Berlin) und privaten Sammlern jenseits der DDR–Grenzen den offiziellen Kulturfunktionären verdächtig und man ließ ihn observieren und drangsalierte ihn sogar mit gerichtlichen Verfahren.

So spiegelt die Existenz Gerhard Altenbourgs – wie kein zweites deutsches Künstlerschicksal nach 1945 – zugleich die Problematik der deutschen Teilung wider, die auch mit der Entstehung der Sammlung Walter aufs engste verknüpft ist und in Ausstellung und Katalog thematisiert wird. Zahlreiche Werke ihrer Sammlung erwarben die Walters direkt von Altenbourg, die sie zumeist mit Sachwerten bezahlten: mit Büchern aus westdeutschen Verlagen, Ausstellungskatalogen westlicher Museen und von Altenbourg gewünschten Künstlerfarben. Unter den Verhältnissen der staatlichen Teilung Deutschlands und besonders nach dem Mauerbau 1961 bedeutete die Beziehung zu dem aus der Bundesrepublik bzw. Schweden kommenden Ehepaar Walter für Altenbourg eine Kontaktmöglichkeit zur geistigen Welt über die engen Grenzen der DDR hinaus.

Nach einem aggressiven Frühwerk mit provokanter Thematik (Anti–Krieg, Sexualität, Auflehnung gegen das Elternhaus u.a.) reagierte der Künstler auf die Verletzungen von außen zunehmend mit dem Rückzug nach innen: "Das, was geschieht, geschieht in dir (und nur in dir), oder es wird nicht sein." (Altenbourg, 1986).

Altenbourg erhielt zahlreiche internationale und westdeutsche Auszeichnungen, so u.a. den Burda–Preis für Graphik der Großen Kunstausstellung München (1966), den Preis der II. Internationale der Zeichnung, Darmstadt, (1967), als erster Künstler den von der Akademie der Künste in Berlin (West) gestifteten Will–Grohmann–Preis (1968) und 1989 die Goldmedaille der Internationalen Buchkunst–Ausstellung in Leipzig. 1970 bereits wählte ihn die Westberliner Akademie der Künste zum Mitglied.

Die Ausstellung zeigt etwa 110 Werke (Aquarelle, Zeichnungen, Druckgraphik), die vornehmlich aus der neu erworbenen Privatsammlung Solgärd und Rolf Walter, Balsta bei Stockholm (Schweden) stammen, ergänzt um meisterhafte Aquarelle sowie illustrierte Bücher aus dem bisherigen Bestand des Kupferstichkabinetts. Die auszustellenden Arbeiten datieren von 1948 bis 1988, umfassen folglich die gesamte Schaffenszeit des Künstlers seit seinem Studium an der Weimarer Kunsthochschule, die den von Anfang an Unangepassten exmatrikulierte, bis zum Unfalltod 1989. Schwerpunkte sind u.a.: der Ecce–homo–Komplex (1949/50) mit der Verarbeitung des traumatischen Erlebnisses als junger Soldat, der – ein Predigersohn – im Zweiten Weltkrieg selbst töten musste (u.a. mit der herausragenden monumentalen Zeichnung "Ecce homo", 281 x 158 cm); die Werkgruppe der frühen, in ganz geringer Auflage gedruckten – und darum höchst seltenen – Lithographien (1949–1952) mit provokanter existenzieller und politischer Thematik, das poesievolle farbige Holzschnittwerk von 1959 bis 1981 sowie die opulenten illustrierten Mappenwerke "Wund–Denkmale" (Farbholzschnitte) und "Schnepfenthaler Suite" (100 Kaltnadelradierungen).

Zur Homepage: Kupferstichkabinett

Bitte beachten: Dieses Angebot steht im Rahmen des Föderalen Programms nicht mehr zur Übernahme zur Verfügung.

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