Figürliches Porzellan erfreute sich zwischen 1900 und 1930 großer Beliebtheit. Die gute Modellierbarkeit der Masse reizte Bildhauer seit der Erfindung des europäischen Porzellans Anfang des 18. Jahrunderts, Zierfiguren aus diesem kostbaren Material zu schaffen. Sie wurden aus immer wieder reproduzierbaren Gipsmodellen abgeformt.Waren sie im Zeitalter des Rokoko noch für den höfischen Luxus, das höfische Fest, die festliche Tafel entstanden, so entwickelten sich die Porzellanfiguren gegen Ende des darauffolgenden Jahrhunderts zum »Nippes«, dem Vitrinenschmuck des Bürgertums. Hiervon emanzipierte sich die Porzellanfigur Anfang des 20. Jahrhunderts erneut zu einer eigenen Form anspruchsvoller Kleinplastik.
Der Hohlkörper jeder Porzellanfigur ist zunächst eine technische Herausforderung. Sie wurde nun großflächig, teilweise stark stilisierend modelliert und in einer bis dahin unbekannten Vielseitigkeit der Farbpalette dekoriert. Die Auswahl aus den reichen Beständen des Berliner Kunstgewerbemuseums ist nach Themen gruppiert und vermittelt eine heitere und mondäne Welt: Tanz, Zirkus, Bühne und Märchen spiegeln die Sphäre modernen, grossstädtischen Lebens dieser Epoche, wie es ebenso Literatur und Malerei geprägt hat. Daneben stehen ›sachliche‹ Darstellungen ausgesprochen zeitgemäßer Themen wie Sport und Mode. In beiden spiegelt sich das Frauenbild der Zeit – zwischen Femme fatale und emanzipierter Frau. Nach dem Ersten Weltkrieg erlebten Rokoko und Biedermeier eine neuerliche kurze Blüte; auch dies fand seinen Ausdruck in der Porzellanplastik. Modelleure und Maler thematisierten in dieser Epoche aber auch die lebensnahe Wiedergabe von Tieren, von Ruhe und Bewegung, von körperlicher Spannung, Robustheit und Grazie.
Die Zusammenstellung der Porzellane nach Motiven erlaubt in der Ausstellung den Vergleich der Leistungsfähigkeit einzelner Manufakturen. Sie hatten aufgrund des neu erwachten Interesses an der figürlichen Plastik regelrecht »Kunstabteilungen « in den Betrieben eingerichtet. Die Modelle schufen häufig bekannte Bildhauer der Zeit, etwa Paul Scheurich, Joseph Wackerle und Ludwig Gies.
Der Katalog zur Ausstellung behandelt zum einen die Entwicklung der Porzellanfigur im Wandel der Zeiten, zum anderen die Bildthemen und schließlich die Rolle der künstlerischen Reformbewegungen und der Verbreitung ihrer Ideen zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Zur Homepage: Kunstgewerbemuseum
Titel:
Traumwelten
Porzellanfiguren des Jugendstil und des Art Déco
Umfang:
100 Figuren, alle in geschlossenen Vitrinen auszustellen
Katalog:
63 Seiten, zahlreiche farbige und Schwarzweiß-Abbildungen, bearbeitet von Bettina Zöller-Stock, Preis: 14 €
Kosten:
Kunst-Transport mit Kurier, Versicherung, Werbungskosten (Plakat, Einladungen, Beschriftungen, Ausstellungsgestaltung),
Kosten ca. 10.000 - 15.000 €
Sonstiges:
Verfügbar mit sechsmonatiger Voranmeldung, auch in kleinerem Umfang
inhaltliche Fragen:
Dr. Susanne Netzer
Kunstgewerbemuseum
Tiergartenstr.6
10785 Berlin
Fon: 030 - 266 42 4306
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allgemeine Fragen:
Dr. Maren Eichhorn
Staatliche Museen zu Berlin
Generaldirektion
Stauffenbergstraße 40-41
10785 Berlin
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Fax: 030 - 266 42 21 50
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