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Der Berliner Skulpturenfund

»Entartete Kunst« im Bombenschutt
Schwangere
Schwangere
Emy Roeder, Terrakotta
H 33,5 cm
Blick in die Berliner Ausstellung
Blick in die Berliner Ausstellung
im Griechischen Hof des Neuen Museums
Stehendes Mädchen (vorne), Tänzerin (hinten)
Stehendes Mädchen (vorne), Tänzerin (hinten)
vorne: Otto Baum, Bronze, H 71,5 cm
hinten: Marg Moll, Messing, H 75,8 cm
Reiter
Reiter
(auf Sockel montiert)
Fritz Wrampe, Bronze, L 40,5 cm, H 50 cm
Weibliche Büste
Weibliche Büste
Naum Slutzky, Messing, H 15,5 cm

Der Begriff »Berliner Skulpturenfund« hat sich schnell etabliert. Als im Jahr 2010 bei einer archäologischen Grabung im Vorfeld von U–Bahn–Arbeiten vor dem Roten Rathaus Skulpturen der klassischen Moderne ans Licht kamen, war dies eine große Überraschung. Nachdem sich dann bald herausstellte, dass es sich bei diesen Stücken um von den Nationalsozialisten als »Entartete Kunst« aus deutschen Museen entfernte und seitdem vermisste Kunstwerke handelt, wurde aus der Entdeckung eine international beachtete »Sensation«.

Selten lässt sich Archäologie als so aufregend und gegenwartsnah erleben, wie bei dieser Ausgrabung mitten im Herzen der deutschen Hauptstadt. Kulturelles Zentrum der Weimarer Republik, politische Schaltstelle des Nationalsozialismus, Trümmerwüste im geteilten Nachkriegsdeutschland – im 20. Jahrhundert hat Berlin vom Kaiserreich bis zur Wiedervereinigung alle Wechselfälle des politischen Geschehens hautnah erfahren. Daher erstaunt es nicht, dass Grabungen hier immer auch eine zeitgeschichtliche Komponente haben. Doch was diesmal zu Tage gefördert wurde, war spektakulär – einerseits im Hinblick auf die wieder gefundenen Werke, andererseits in Bezug auf die damit verbundenen Erkenntnisse.

Die Aktion "Entartete Kunst" ist auch nach einem Dreivierteljahrhundert noch äußerst virulent. Sie steht im Rahmen der allgemeinen Entziehung und Verlagerung von Kunst– und Kulturgut während der nationalsozialistischen Herrschaft. Bis heute haben sich die damals betroffenen Sammlungen davon nicht erholt. Die vielschichtige und im Einzelnen auch politisch brisante Suche nach der verschollenen Kunst dauert an, das Erforschen der Zusammenhänge ist in vollem Gange, und so kommt dem "Berliner Skulpturenfund" eine höchst ungewöhnliche Aktualität zu. Einzigartig ist nicht nur das Ensemble der sechzehn wiederentdeckten Kunstwerke, einzigartig ist auch die Einbettung in einen historischen Kontext, dessen Klärung eine breite öffentliche Aufmerksamkeit zuteil wird.

Die Geschichte der »Entarteten Kunst« ist bislang vor allem an Beispielen der avantgardistischen Malerei dargestellt worden. Mit dem »Berliner Skulpturenfund« rückt nun erstmals die dreidimensionale Gattung prominent in den Fokus der Wahrnehmung. In Zusammenarbeit mit der Forschungsstelle »Entartete Kunst« der Freien Universität Berlin und dem Georg–Kolbe–Museum Berlin konnten alle Funde identifiziert werden. Die Skulpturen sind zwischen 1918 und dem Beginn der 1930er Jahre geschaffen worden und in die bedeutendsten deutschen Kunstsammlungen gelangt. Dort waren sie nur wenige Jahre ausgestellt. Ihr heutiger Zustand ist in unterschiedlicher Intensität von den Schäden geprägt, die beim Brand nach der Bombardierung 1944 entstanden. Die Werke stammen von Otto Baum, Karl Ehlers, Otto Freundlich, Richard Haizmann, Karl Knappe, Will Lammert, Karel Niestrath, Marg Moll, Emy Roeder, Edwin Scharff, Naum Slutzky, Milly Steger, Gustav Heinrich Wolff und Fritz Wrampe.

Zur Ausstellung gehört eine Dokumentation zur Ausgrabung, zu den Künstlern und ihren Werken, zur Präsentation der Kunstwerke in der Nazi–Propagandaschau "Entartete Kunst" und in dem Nazi–Spielfilm "Venus vor Gericht" sowie zum Fundort im Wohnhaus der ehemaligen Königstraße 50.

Zur Homepage: Museum für Vor- und Frühgeschichte

Bitte beachten: Dieses Angebot steht im Rahmen des Föderalen Programms nicht mehr zur Übernahme zur Verfügung.

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