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Menschenbilder

Wege zum Porträt von der Antike bis zur Gegenwart
Gnaeus Cornelius Lentulus Marcellinus
Gnaeus Cornelius Lentulus Marcellinus
(gest. 55 v. Chr.). Denar, Rom, 50 v. Chr.
Guarino da Verona
Guarino da Verona
Medaille von Matteo de‘ Pasti, um 1453

In einer neuen Sonderausstellung widmet sich das Münzkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin dem zentralen Thema der Kunst überhaupt: Dem Menschenbild, ausgedrückt in Münz– und Medaillenporträts von der Antike bis zur Gegenwart.

Porträts können Menschen detailgetreu wiedergeben, repräsentieren, inszenieren oder stilisieren. Sie sind Träger von Botschaften derer, die sie in Auftrag geben und erschaffen. Gleichzeitig üben sie Funktionen denjenigen gegenüber aus, die sie betrachten sollen. Porträts können damit als unmittelbares Kommunikationsmittel über örtliche, zeitliche, soziale und gesellschaftliche Grenzen hinweg begriffen werden: Sie können sachlich informieren – oder auch geschickt die Wahrnehmung und Meinung des Rezipienten manipulieren.

Die Abbildung des menschlichen Antlitzes war zu jeder Epoche ein zentraler Aspekt künstlerischen Schaffens und unterlag verschiedenen, oft politischen Anliegen. Sie beginnt mit der Darstellung von Götterbildern in Menschengestalt. Als die Perser im 5. Jh. v. Chr. mit den Griechen in Kontakt traten, präsentierten sie auf ihrer Münzprägung die Großkönige als entindividualisierte und unnahbare Herrscher. Sie betonten damit deren Funktion als Monarch – nicht ihre Individualität, die in diesen Porträts beinahe vollständig übergangen wurde. Erst im Hellenismus trat das Herrscherbildnis als echter Spiegel der hinter ihm stehenden Person in Erscheinung. Distanz zum Betrachter schaffen hier sorgsam ausgewählte Attribute, welche den Dargestellten in göttliche Sphären heben. Ein weiterer Blick der Ausstellung gilt den "VIPs" der antiken griechisch–römischen Gesellschaften: Magistraten und Beamten, die als Vorsteher von Provinzen oder Träger bedeutender Ämter über die Münzprägung dem Volk in Namen und Bildnis bekannt gemacht wurden. Auch identitätsstiftende Persönlichkeiten der Vergangenheit, berühmte Philosophen und Geistesgrößen, erscheinen in der städtischen Münzprägung. Für sie galten ebenfalls bestimmte Darstellungskonventionen.

Eine interessante Sonderform des Porträts sind die erfundenen Bildnisdarstellungen, beispielsweise römische Ahnenportäts. Hier spiegeln sich besonders intensiv die hinter diesen Bildnisentwürfen stehenden Aufgaben und Funktionen von Menschenbildern wider. Scheinbar individuelle Kennzeichen wie Barttracht oder Wangenfalten werden mit Porträtzügen kombiniert, welche im Grunde genommen Chiffren für bestimmte Eigenschaften und Tugenden sind. Auch regionale und zeittypische Moden des Bildniskonzeptes, die zwischen veristischen Darstellungen und "Volks–" oder "Zeitgesichtern" changieren, werden in der Sonderausstellung aufgearbeitet. Über die verschiedenen Aspekte des römischen Kaiser– und Privatbildnisses in Kaiserzeit und Spätantike lässt sich die Brücke zu Byzanz und dem sichtbaren Bruch von Menschen– und Herrscherdarstellungen im Mittelalter schlagen. Hier repräsentieren schemen– und schablonenhafte Bilder Distanz.

Eine Revolution stellt dann das Porträt der Renaissance dar und zeigt par excellence, wie Menschenbilder als Spiegel gesellschaftlicher und kultureller Umwälzung dienen. Das Individuum rückt wieder in den Vordergrund, was sich auch an den in dieser Zeit aufkommenden Privatmedaillen (d. h. für Privatleute, nicht für Herrscher geschaffenen Arbeiten) ablesen lässt. Das neue Menschenbild und Selbstverständnis der Einzelpersonen findet im Porträt dieser Zeit einen einzigartigen Ausdruck. In der Neuzeit und der Gegenwart schließlich können mehrere Porträtströmungen nebeneinander auftreten, bleiben aber an Normen und herrscherliche Vorbilder gebunden. Spannend ist der Diskurs der Porträtkonzepte seit dem beginnenden 20. Jahrhundert, wobei weiter die Elemente typologischer Schemata, Natürlichkeit und Individualität wichtig bleiben. Konventionelle, staatstragende oder bürgerliche Perspektiven beginnen langsam aufzubrechen. Die Medaille bleibt lange ein konservatives Medium, da öffentliche oder private Auftraggeber meist bereits etablierten Porträtkonzepten anhängen. Ein Paradigmenwechsel ergibt sich seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aufgrund der stärkeren Betonung künstlerischer Unabhängigkeit, dem eine ungekannte Vielfalt des Kunstschaffens in der Medaille folgt.

Die Sonderausstellung präsentiert ausschließlich Objekte, die bisher nicht in der Dauerausstellung des Münzkabinetts zu sehen sind.

Zur Homepage: Münzkabinett

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Ausstellungsdaten

Titel:

Menschenbilder
Wege zum Porträt von der Antike bis zur Gegenwart

Umfang:

rund 280 Objekte

Aufbau:

durch Leihnehmer, MK schickt Kurier

Kosten:

Versicherung, Transport, Anfertigung Vitrinentexte, Aussenbanner (Innenbanner können übernommen werden), Werbung

Ausstellungsorte:

24.11.2017 – 07.10.2018: Münzkabinett Berlin, Berlin

Sonstiges:

Kurator & Ausstellungskonzept: Dr. Karsten Dahmen

 

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Kontakt / Ansprechpersonen

inhaltliche Fragen:

Dr. Karsten Dahmen
Münzkabinett, SMB
Am Kupfergraben 1 / Monbijoubrücke
Postanschrift:
Geschwister-Scholl-Str. 6
10117 Berlin
Fon: 030 - 266 42 54 04
Fax: 030 - 266 42 54 02
k.dahmen@smb.spk-berlin.de

allgemeine Fragen:

Dr. Maren Eichhorn
Staatliche Museen zu Berlin
Generaldirektion
Stauffenbergstraße 40-41
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