Diese Auswahl von Luxusgläsern des Berliner Kunstgewerbemuseums – ausschließlich aufwendig dekorierte Ziergefäße – stammt aus einem Zeitraum von etwa 1880 bis 1930. Sie repräsentiert einen Teil der reichen Bestände der Sammlung an Werken des Jugendstils und des Art Déco.
Mit dem Jugendstil begann im Kunstgewerbe die »Moderne« – gleichbedeutend mit der Abkehr vom stil–kopierenden Historismus und der Hinwendung zu neuen, als zeitgemäß empfundenen Gestaltungsformen. Diese Epoche gehört zu den experimentierfreudigsten und vielseitigsten der Glasgeschichte. Neue, extravagante Gefäßformen dienten auf Tischen und in Vitrinen als Blickfang im Raum. Motive aus Tier– und Pflanzenwelt zeugen von einem frischen, oft von ostasiatischen Vorbildern inspirierten Blick auf die Natur. Fließende, organische Formen und Dekore, die die Gefäßkörper umspielen, spiegeln die Stilprinzipien des Jugend–Stils in der angewandten Kunst. Außergewöhnliche Techniken wie der Lüster schufen neuartige, metallisch schimmernde Lichtspiele auf den Oberflächen, die im Rahmen der langsam fortschreitenden Elektrifizierung der Haushalte besonders bei künstlichem Licht pâte–de–verre–Technik erlaubte durch ihren Verzicht auf die glastypische Transparenz große Farbintensität und eine Betonung der Gefäßkörper.
Die Ausstellung zeigt Beispiele dieser Reichhaltigkeit und Vielfalt an Gestaltungsformen aus den wichtigsten Glaszentren der Zeit, aus Lothringen ebenso wie aus Böhmen und Schlesien, Süddeutschland, Wien und New York. Künstler wie der Franzose Emile Gallé und der Amerikaner Louis Comfort Tiffany – Wegbereiter dieses Stils auch in der Glasgestaltung – sind ebenfalls vertreten.
Nach dem Ersten Weltkrieg ist eine Hinwendung zu schlichteren Formen und strengeren Dekoren, zu größerer Sachlichkeit zu beobachten. Häufig ist es nun die Glasmasse selbst, der eine besondere Farbigkeit oder Struktur gegeben wird. Sie bestimmt nun den dekorativen Charakter. Gleichzeitig wurden in den zwanziger Jahren Grundlagen gelegt für die freie künstlerische Glasgestaltung unserer Tage.
Zur Ausstellung ist ein umfangreicher Katalog mit Farbabbildungen und Analysen aller Stücke erschienen. Die Einleitung schildert die allgemeine Entwicklung des Kunstgewerbes zwischen Historismus und Neuer Sachlichkeit am Beispiel einiger wichtiger und kontrovers diskutierter Fragen der Zeit. Der Katalogteil liefert detaillierte Angaben zu Techniken, Motiven, Künstlern und Werkstätten sowie zu der zeitgenössischen Rezeption einzelner Stücke.
Zur Homepage: Kunstgewerbemuseum
Bitte beachten: Dieses Angebot steht im Rahmen des Föderalen Programms nicht mehr zur Übernahme zur Verfügung.