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Franz Gertsch - Landschaften und Porträts

Holzschnitt-Bilder von 1986 bis 2000 aus der Sammlung des Berliner Kupferstichkabinetts
Franz Gertsch, Dominique
Franz Gertsch,
Dominique

Holzschnitt,
1988/2000, 276 x 217 cm
Franz Gertsch, Triptychon
Franz Gertsch,
Triptychon

1991/92,
3 Holzschnitte,
276 x 597 cm

Franz Gertsch, der 1930 in der Nähe von Bern geboren wurde, fand zu seiner eigenen künstlerischen Vorgehensweise im Jahr 1969, als er zum ersten Mal ein Gemälde nach einer fotografischen Vorlage schuf. Seither stellen Fotografien das Ausgangsmaterial seiner Werke dar.

Kennzeichnend für sein Schaffen in den siebziger Jahren waren außerordentlich realistische Gemälde sehr großen Formats, die seinen internationalen Ruhm als europäischer Gegenpol zu den amerikanischen Fotorealisten begründeten. In den Jahren 1980–86 schloss sich eine Werkfolge von Porträts mit gleichfalls monumentalen Dimensionen an. Sein Bestreben, »den jeweiligen Figuren im Bild das Leben, die vitale Präsenz« zurückzugeben, »die in der Fotografie nur noch als Unverbindlichkeit in Erscheinung tritt«, hatte er mit diesen Darstellungen in augentäuschender Weise erreicht. Er reagierte darauf jedoch mit einem gewissen Unbehagen und setzte sich nun das Ziel, die Gesichter »zu verschleiern, sie noch mehr als Landschaften zu begreifen«, ohne die Genauigkeit der Darstellung aufzugeben.

Zur Realisierung von solch widersprüchlichen Bildern griff Gertsch auf den Holzschnitt zurück, in dem er sich zuvor nur einige Male als junger Mann geübt hatte. Sein gesamtes Werk von 1986 bis 1993 besteht hingegen ausschließlich aus Holzschnitten, und die Entscheidung für diese Bildgattung sollte sich als der Königsweg erweisen, um sein neues Bildideal zu verwirklichen.

In den »Natascha«–Porträts von 1986–88 sind die Gesichtszüge präzise wiedergegeben, jedoch verzichtet Gertsch bereits auf naturalistische Farben. Andererseits verwendet er noch jeweils drei Holzplatten mit der Folge, dass die Physiognomien und die Bildgründe unterschiedliche Farbtöne aufweisen. Für das sich anschließende Bildnis der »Dominique« entschloss er sich, nur noch eine einzige Druckplatte zu verwenden, und die daraus resultierende Monochromie bewirkte den gewünschten Grad der Entrückung des Motivs, ohne seine Präsenz zu mindern.

Seine Landschaftsdarstellungen entwickelte er organisch aus den Porträts, da alle Gestaltbildungen der Natur verwandte Strukturen aufweisen. Bei den Landschaften tritt freilich ein wesentliches Charakteristikum der Fotografie noch deutlicher in Erscheinung, nämlich die Tatsache, dass sie das Verrinnen der Zeit bezeugt, indem sie Gegenwart registriert, die im selben Augenblick zur Vergangenheit wird. Der Evokation der Vergänglichkeit wirkt Gertsch zugleich jedoch auf zweifache Weise entgegen: mit der Monochromie, die das Motiv von der Alltagserfahrung entfernt und den Gegenständen Ruhe verleiht, und mit den gewählten Ausschnitten der Landschaften, die nach oben und unten sowie zu den Seiten unendlich fortsetzbar erscheinen. Sie verlieren damit die Gebundenheit an einen bestimmten Ort und treten heraus aus der Zeit.

Das Berliner Kupferstichkabinett verfügt über die wohl umfassendste Sammlung der Holzschnitt–Bilder von Franz Gertsch in öffentlichem Besitz. Da der Künstler jedes Exemplar in einer anderen Farbe druckt, handelt es sich ausschließlich um Unikate.

Zur Homepage: Kupferstichkabinett

Bitte beachten: Dieses Angebot steht im Rahmen des Föderalen Programms nicht mehr zur Übernahme zur Verfügung.

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